Die Ratte

Herkunft und Abstammung
Die meisten denken immer noch, daß wir von der Hausratte (Rattus rattus) abstammen. Aber da muß ich euch leider enttäuschen, wir stammen nämlich von der Wanderratte (Rattus norvegicus) ab. 

Die Wanderratte kam vor ungefähr 200 Jahren nach Europa. Ursprünglich stammt sie aus Asien, um genauer zu sein aus China. Dort war sie ein Bewohner offener Landschaften, wo sie in selbst gegrabenen Bau- und Gangsystemen lebte. Böschungen mögen sie besonders gern, weshalb man sie des öfteren an Ufern leben sieht und als hervorragender Schwimmer ihre Nahrung im und am Wasser erbeutet. Allerdings haben sich auch sehr viele ihrer Vorfahren in menschlicher Umgebung angesiedelt und zwar in der Kanalisation, in Kellerräumen und sie bauen gerne ihre Bausysteme unter Schuppen und Ställen, sowie Müllkippen. 

Wißt Ihr eigentlich warum die Wanderratte, Wanderratte heißt? 

O.K. ich werde es euch sagen.
Die Europäer glaubten nämlich damals, daß sie in großen Schwärmen von Asien nach Europa gewandert sind und deswegen sollen sie so heißen.
Aber dies ist ein Irrtum, sie sind mit den frühreren Transportmitteln, wie z.b. Schiffen, nach Europa gelangt. So haben sie auch Amerika erobern können. 

Leider gibt es auch sehr viele Vorurteile über Ratten, die noch nicht einmal berechtigt sind.
Sie sollen durch die Toilette kommen, um Menschen anzufallen. Im Normalfall flüchten sie vor Menschen, wenn es ihnen möglich ist.
Wenn sie nicht flüchten können und in die Enge getrieben werden, kann es schon mal unter Umständen vorkommen das sie aus dem Selbsterhaltungstrieb angreifen. 
Es gibt auch das Vorurteil das sie die Pest übertragen haben sollen. Nur stimmt es nicht, da Ratten zu diesem Zeitpunkt Europa noch nicht besiedelt hatten.
Der Überträger war der Rattenfloh der Hausratte (die heute schon unter Naturschutz steht). 

Wie am Anfang schon erwähnt, verwechseln uns heute noch immer viele mit der Hausratte. Von daher beschreibe ich euch mal die Unterschiede einer Hausratte und einer Wanderratte. 

Die Wanderratte: 

Sie haben einen plumpen robusten Körperbau, kleine runde behaarte Ohren und kleine Augen.
Die Körperlänge beträgt etwa 21 cm – 28 cm und der Schwanz etwa 17 cm- 23 cm. Das Gewicht beträgt maximal 600 g. 
Die Ursprungsfarbe des Felles ist grau braun (auch Agouti, wildfarbend genannt). 

Die Hausratte:

Sie hat einen schlanken Körperbau, große dünne fast nacke Ohren und große Augen. Ihre Körperlänge beträgt etwa 16 cm – 24 cm und die Schwanzlänge etwa 18 cm – 25 cm.
Ihre Fellfarbe ist schwarz. 

Die Hausratte stammt Ursprünglich aus den Wäldern Südostasiens, wo sie als Baumbewohner lebte.
Teils durch natürliche Ausbreitung, teils durch "blinder Passagier" in Frachten, besiedelte die Hausratte im Laufe der Zeit die ganze Welt. Auch sie lernten die Vorzüge des Menschen kennen. In der Nähe des Menschen gab es nämlich stets leicht erreichbare Nahrung. Sie quartierten sich gerne im Dachgebälk der Hütten ein. 

Im Mitteleuropa bewohnt die Hausratte gerne die Dachböden. Doch durch veränderte Bauweisen und durch Verfolgung ist die Hausratte mittlerweile fast ausgestorben. Mittlerweile steht die Hausratte sogar unter Naturschutz. 

Weil sich die beiden Rattenarten in ihrer Lebensweise so sehr unterscheiden ist es sogar möglich, daß sie z.B. ein und denselben Bauernhof besiedeln und sich niemals begegnen. 

Obwohl sich die Hausratte und die Wanderratte so sehr voneinander unterscheiden, sind sie doch direkt miteinander verwandt. 
Denn die beiden Arten gehören zu der Familie der echten Mäuse (Murinae). Sie sind eine Unterart der Mäuse. Sie unterscheiden sich von der Maus in der Größe, ihrer Intelligenz und die im Verhälltnis zum Körper kleinen Ohren. 
Obwohl die Wanderratte zur gleichen Familie gehört, können sie Mäuse nicht ausstehen. Ratten jagen Mäuse gnadenlos. 

Vom Wildtier zum Haustier: 

Wie bei jedem Wildtier gab es auch bei der Wanderratte sogenannte Mutationen. Wie geringer Fluchttrieb oder eine andere Farbe, z.B. Albinismus.
Bringt eine Mutation Vorteile, wie eine bessere Tarnung, konnte sie diese Eigenschaften an ihre Nachkommen weiter geben. Brachten die Mutationen aber nur negative Seiten, war die Überlebenschance sehr gering. Eine nicht flüchtende Ratte oder ein Albino wird von einem Raubtier eher gefressen als seine Artgenossen. 

Doch der Mensch schätzte diese Eigenschaften der Ratten. Weiße Tiere genießen in vielen Kulturen eine mystische Verehrung als Symbole der Reinheit und des Glücks. So ist es nicht verwunderlich, daß der Mensch weiße Ratten eingefangen hat, sie zähmte und mit ihnen anfing zu züchten. Durch weitere Selektionen und Pflege wurden immer mehr negative Eigenschaften (für den Mensch wohlbemerkt) rausgezüchtet. Denn später war nicht die Farbe mehr ganz so wichtig, sondern der Charakter der Ratte. Diese Ratten sind der Ausgangspunkt unserer "Hausratten". So ist es nicht
verwunderlich, daß unsere "Hausratten" eigentlich nicht mehr viel gemeinsam haben mit ihren Vohrfahren, denn die größten Teile der Charakterzüge wurden weggezüchtet. 
Nicht nur der Charakter, sondern auch das Aussehen weicht von der Wanderratte ab. Unsere "Hausratten" sind längst nicht mehr ganz so plump im Aussehen wie die Wanderratten. Die Ohren sind mittlerweile größer.
Interessant ist auch, obwohl solche Abweichungen vorhanden sind und unsere Ratte schon so lange in Menschenhand ist, hat sie noch keinen eigenen Namen bekommen. Die meisten nennen sie einfach Farbratte, da es sie inzwischen in so vielen Farben gibt. 
Aber die Farbvariationen sind ein anderes Kapitel. 

Erst kürzlich habe ich gelesen, daß unsere Farbratte nun einen Namen hat:

Rattus Norvegicus domesticus